Jemand ist gestorben.

Es ist ein Unterschied ob es ein Vater ist oder mein Vater, ein Bruder oder mein Bruder, ein Kind oder mein Kind.

Es ist ein Unterschied, ob wir schon lange damit gerechnet haben und den Tod als Erlösung empfinden oder ob ein Mensch plötzlich und unerwartet stirbt.

Es ist ein Unterschied, ob wir miteinander im Reinen sind oder belastende Gedanken und Gefühle haben: "Hätte ich bloß..."

 

Menschen in Trauer erleben die Zeit vor und nach der Beerdigung oft als eine Zeit, in der sie „funktionieren“. Oder als Zeit, in der sie „wie in zwei Welten“ leben: Die Welt, in der der Alltag fast wie normal weiter geht oder weiterzugehen hat. Und die Welt, in der man weint, in der Spuren des Verstorbenen vor Augen sind, in der man klagt oder tiefe Dankbarkeit und Liebe empfindet. Vielleicht ist es eine Hilfe zu denken: „Ich darf jetzt so sein. Es ist normal, dass die Trauer so stark ist. Ich vertraue mich dem noch stärkeren Gott an“?

 

Was ist in dieser Situation zu bedenken?

 

 

Angehörige benachrichtigen

Wer sollte schnell informiert werden? Nicht durch die Traueranzeige der Zeitung, sondern persönlich? Gibt es Verwandte, Freunde, Nachbarn, die noch kommen und im Haus Abschied nehmen möchten?Wer möchte bei den Gesprächen mit dem Beerdigungs-institut und dem Pastor/der Pastorin dabei sein?

Beerdigungsinstitut einschalten

Der Arzt bescheinigt den Tod... Stammbuch, evtl. Urkunden, Versichertenkarte, Personalausweis werden benötigt... Gab es ein Testament, ein anderes Dokument oder einen Wunsch des/der Verstorbenen Bezug auf die Beerdigung? ... Wie lange soll der/die Verstorbene noch im Haus bleiben, wann überführt werden?...

 

Das Beerdigungsinstitut kennt die Abläufe im Rahmen einer Trauersituation. Es weiß, welche Dokumente erforderlich sind, welche bürokratischen Wege zu gehen sind, und es leitet nötige Informationen weiter, auch an Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Kirche:

 

-Es nimmt Kontakt zum zuständigen Pfarramt auf und klärt, welche Termine für eine Trauerfeier in Frage kommen.

-Es informiert die Personen, die für das Läuten der Sterbeglocke verantwortlich ist. Die Sterbeglocke läutet, um den Sterbefall bekannt zumachen und die Trauerfamilie im Gebet zu begleiten

-Es soll die Daten des/derVerstorbenen dem Kirchenbüro mitteilen.

Welches Pfarramt ist zuständig?

Zuständig ist das Pfarramt der Kirchengemeinde, in der der/die Verstorbene zuletzt Mitglied war. In der Regel ist man dort Mitglied, wo man seinen ersten Wohnsitz hat (Ausnahme: Umpfarrung).

 

Zwei Beispiele:

1. Frau Müller wohnte in Wangersen und gehörte zur Ahlerstedter Gemeinde: Pastor Beneke ist zuständig.

2. Herr Meyer wohnte zuletzt im Heim in Buxtehude. Dort war er gemeldet und deswegen dort auch Kirchenmitglied. Er soll aber in Ahlerstedt beerdigt werden, wo er vor der Zeit im Heim mit seiner Familie lebte: Das Buxterhuder Pfarramt zuständig.

 

Ein Pfarramt ist für die Menschen zuständig, die ihm anvertraut sind, die Mitglieder sind. Wenn es aus seelsorgerlichen oder anderen Gründen andere Wünsche gibt, sind die zwischen den Pastorinnen und Pastoren zu besprechen. Ebenso sind Vertretungsfragen zu klären, wenn ein Pastor/eine Pastorin auf einer Fortbildung, einer Dienstreise, krank oder im Urlaub ist.

Das Beerdigungsgespräch

Das Beerdigungsgespräch findet meistens im Trauerhaus statt. Es geht es um folgende Bereiche :

 

-Wie gestalten wir die Trauerfeier? Wie soll der Ablauf sein? Gibt es Wünsche? Stille Momente? Möchten sich Angehörige/Gruppen beteiligen, indem sie den Lebenslauf schreiben, ein Gebet oder einen Text lesen, ein Musikstück beitragen, am Grab etwas sagen...? Soll die Gemeinde ein Lied singen, wenn die Angehörigen am Grab stehen,  z.B. "Jesu geh voran"?

-Welche Lieder sollen gesungen werden? Wie werden diese Lieder musikalisch begleitet? In der Regel besorgt das Beerdigungsinstitut eine/n Organist/in. Manchmal werden auch Lieder zur Gitarre gesun-gen? Oder CDs abgespielt.

-Gibt es einen Text aus der Bibel...? Ein Satz, der für den/die Verstorbene/n etwas bedeutete? Tauf-, Konfirmations- oder Trauspruch? Ein Vers, der an der Wand hing? Oder soll ein bestimmtes Thema in der Traueransprache vorkommen?

-Was soll als Lebenslauf gelesen werden? Geburt, Beruf, Familie… Hobbys, Stärken und Schwächen? ... besondere Lebensphasen? ... Was lernen wir aus diesem Leben?... Wie bleibt er/sie in Erinnerung?...

-Was bedeutet es, dass Erde oder Blumen ins Grab geworfen werden? Welche Bibeltexte werden am Grab gelesen?

-Wie geht es den Angehörigen? Welche Gefühle und Gedanken beschäftigen sie im Moment? Dank-barkeit, Liebe, Vergebung… Was ist für die Zukunft vielleicht zu bedenken?... Welche Fragen gibt es?

 

"Wann sollen wir da sein?"

Es gibt in Kirchengemeinden verschiedene Tra-ditionen. In unserer Gemeinde gehen die An-gehörigen in die Friedhofkapelle, wann es ihnen passt. Manche sind schon 1/2 Stunde vorher da, empfinden den Moment, schauen auf den Sarg, auf die Kränze, auf die Kerzen, denken, beten, hören die Musik... Andere kommen 2 Minuten vor Beginn. Es gibt keine Regel, man darf es so machen, wie es passt.

 

"Können wir unsere Kinder mitnehmen?"

Das ist eine gute Frage. Man möchte nicht, dass das Herz des eigenen kleinen Kindes bricht, dass das Kind etwas erlebt, was eigentlich noch zu früh oder zu groß ist.

Auf der anderen Seite: Wenn wir unsere Kinder ganz fern halten von Trauer, Druck, Einsamkeit, Krankheit, Altersschwäche, Behinderung oder Tod - wie sollen sie dann lernen, damit umzugehen?

 

Kleine Kinder haben oft einen ansteckend positiven Umgang mit dem Tod. - Da sagt ein Kind dem anderen im Kindergarten: "Du musst nicht traurig sein. Dein Opa ist doch jetzt bei Gott!" Beide Kinder sind getröstet. Die Eltern bekommen das mit und sind tief bewegt. Sie überlegen, ob sie selbst das so gut hätten sagen können wie ihre Kinder.

 

Vielleicht kann man zunächst fragen: Würde/n unser/ Kind/er gerne mit zur Beerdigung kommen? Trauen wir es ihm/ihnen zu? Und wenn ja, dann sollte man überlegen: Wer kann unser Kind auf der Trauerfeier begleiten? Wer ist da, falls starke Gefühle und Tränen durchbrechen?

Erfahrungen zeigen: Problematisch ist nicht unbedingt, was auf der Beerdigung passiert - dass Eltern, Großeltern und andere weinen -, sondern: Problematisch wäre, wenn die Eltern am Grab total zusammenbrechen und es ist niemand da, der sich um das Kind kümmert. Das ist aber selten der Fall.

 

Also: Es ist möglich und kann  eine intensive Erfahrung sein, Kinder mitzunehmen.

"Können wir den Text der Trauerfeier haben?"

Manche Beerdigungsunternehmer nehmen die Trauerfeier auf und stellen sie hinterher auf CD zur Verfügung.

 

Falls das nicht möglich ist, kann man die Pastor/innen nach dem Text fragen.

 

"Kommst du noch mit zum Kaffeetrinken?"

Nach der Beerdigung zusammen zu sein, zu essen und zu trinken, einfach da zu sein oder zu erzählen - das kann eine wichtige Erfahrung und ein Trost sein.

Für Pastor/innen ist es nicht immer leicht, diese Einladung anzunehmen. Sie haben im Anschluss oft Konfirmandenunterricht, Gruppen und Kreise oder andere Termine. Und dann entsteht das Problem: "Warum ist er bei euch gewesen und bei uns nicht?"

 

Pastor Beneke bittet darum, sich irgendwann in den Tagen oder Wochen nach der Beerdigung zu melden, falls ein Besuch gewünscht ist.

Der Sonntag danach...

Wenn es möglich ist, wird der Sterbefall schon vor der Beerdigung im Gottesdienst am Sonntag mitgeteilt.

Auch nach der Trauerfeier wird er in den "Abkündigungen" noch einmal genannt. Dabei wird in der Regel der Bibelvers genannt, mit dem wir Abschied genom-men  haben.

Der/Die Verstorbene wird im Gebet Gott anvertraut,  für die  Angehörigen wird Trost und Hoffnung erbeten.

 

Es gibt eine gute Gewohnheit: Am Sonntag direkt nach der Beerdigung gehen die Angehörigen zu dem Gottesdienst, an dem der Name des/der Verstorbenen verlesen wird. Falls dieser Gottesdienst ungünstig ist, sie aber trotzdem gerne kommen möchten, teilen die Angehörigen dem Pastor einen anderen Termin mit.

Der Ewigkeitssonntag

Dass ein Sterbefall in der Gemeinschaft im Gottesdienst genannt wird, dass diese Gemeinschaft ganz bewusst um Gnade, Trost und Hoffnung für die Trauerfamilie bittet, das ist ein Zeichen:

Wir bilden als Gemeinde eine Schicksals-Gemeinschaft. Wir möchten - wie die Bibel es ausdrückt - mit den Lachenden lachen und mit den Weinenden weinen. Viele, die die Nachricht vom Todesfall hören und beten, haben selbst schon einen lieben Menschen im Sterben begleitet und zu Grabe getragen.

 

Es gibt einen Sonntag im Jahr, Mitte November, an dem diese Gemeinschaft der Trauernden besonders erlebt wird: Im Volksmund heißt er "Toten-Sonntag", weil an die Toten gedacht wird. In der Kirche wird "Ewigkeits-Sonntag" gesagt, weil die Hoffnung betont wird:

Nicht weil wir so gut waren, sondern weil Jesus so gut war für uns zu sterben... Nicht weil wir uns Hoffnung einreden, sondern weil Jesus durch seine Auferstehung die Tür in den Himmel aufgemacht hat.... glauben wir an Ewigkeit... daran, dass das Schönste noch kommt... dass es ein Wiedersehen gibt... Wir dürfen Christus vertrauen, der gesagt hat: Ich lebe, und ihr sollt auch leben!

 

Zu diesem Gottesdienst am Ewigkeitssonntag laden wir ganz bewusst alle Angehörigen ein, die im letzten Jahr Abschied von einem Menschen genommen haben. In diesem Gottesdienst werden die Namen der Verstorbenen verlesen, und die Angehörigen haben die Möglichkeit, nach vorne zu kommen und eine Kerze am Altar anzuzüden.

 

Welche Art der Bestattung?

Erdbestattung, Urne, Urnengemeinschaftsgrab, Einzelgrab, Familiengrab, anonym, halbanonym, Fried-hof, Friedwald...?

 

Die Art und Weise, wie man beerdigt und trauert, ändert sich mit der Zeit: Jesus lag in Leinen eingewickelt in einem Höhlengrab. Unsere germanischen Vorfahren wurden unter Findlingen begraben. Die traditionelle Beisetzung in unserer Gegend findet als Erdbestattung mit Sarg auf dem Friedhof statt.

 

Familiensituationen haben sich geändert: Ältere Leute, die an ihr Sterben denken, möchten ihren Kindern keine Last mit der Grabpflege auflegen.... Jüngere blicken auf berufliche und andere Verän-derungen, die es verhindern könnten, dass sie die nächsten Jahre in der Nähe des Grabes wohnen ....

 

Gärtner oder Friedhofarbeiter der Kirche bieten an, die Pflege gegen Geld zu übernehmen ... Anonyme Beerdigung (ohne Namensschild) werden durchgeführt; manchmal fehlt vielen Angehörigen ein Ort, an dem sie trauern konnten. Sie gehen zur Rasenfläche und wissen nicht genau, wo der Mensch liegt, den sie lieben. Friedhöfe sind mal zu klein und werden dann wieder Orte mit viel Platz, je nachdem wie beerdigt und zu- oder weggezogen wird... Friedwälder kommen als neues Angebot hinzu, manchen gefällt der Wald, andere merken, dass sie wegen der Entfernung nicht zum Grab kommen.

 

Es empfiehlt sich, zusammen mit der Familie darüber ins Gespräch zu kommen.

 

Trauerfeier mit Urnenbeisetzung?

Bei einer Erdbestattung mit Sarg findet die Trauerfeier in der Kapelle statt, im Anschluss gehen wir auf den Friedhof und beerdigen. Das bedeutet: Trauerfeier und Beisetzung sind an einem Tag.

 

Wird eine Urnenbestattung gewählt, gibt es zwei Möglichkeiten:

 

a) Die Trauerfeier wird einige Tage nach dem Eintreten des Todes mit Sarg in der Kapelle gefeiert. Wieder einige Tage später wird - meist im kleineren Rahmen - die Urne beigesetzt. Also: Trauerfeier und Beisetzung liegen einige Tage auseinander.

 

b) Man wartet mit der Trauerfeier, bis die Urne da ist. - Die Beerdigungsinstitute sind heute besser ausgestattet als früher die Dielen, in denen man die Verstorbenen aufbahrte.- Dann wird die Trauerfeier so gestaltet wie bei einer Erdbestattung: Trauerfeier in der Kapelle, im Anschluss Bei-setzung auf dem Friedhof. Also: An einem Tag.

 

Trauerfamilien sollten überlegen:

-Wie würde es uns gehen, wenn die Trauerfeier mit allen Gästen stattgefunden hat, aber es noch einige Tage dauert, bis der/die Verstorbene in der Urne beerdigt wird? Man hat sich getroffen, um Abschied zu nehmen, aber es ist noch nicht abgeschlossen.

-Wie wichtig ist uns, dass die Trauerfeier ca. 3-5 Tage nach Eintreten des Todes stattfindet? Wäre es in Ordnung, wenn sie  ca. 659 Tage nach Eintreten des Todes stattfindet, so dass man Trauerfeier und Beisetzung an einem Tag erlebt?

 

Wählt man eine Urnenbestattung, sollte mit der Familie, dem Institut und dem Pfarramt besprochen werden, ob Möglichkeit a) oder Möglichkeit b) gewünscht wird.

 

Wenn er/sie nicht in der Kirche war?

Wer nicht Mitglied der Kirche ist/war, hat vermutlich Gründe. Schlechte Erfahrungen? Denk-Probleme? Leid-Probleme? ...- Ohne alles zu wissen und zu verstehen, müssen wir diese Entscheidung akzeptieren.

 

Das letzte Urteil über uns Menschen spricht Gott. Das ist gut so. Weil unser Urteil nie so richtig und rein ist wie seins. Er wird allen Menschen gerecht. Insofern dürfen wir auch die Person, die nicht in der Kirche waren, Gott anvertrauen.

 

Oft wählen Familien eine/n "freie/n Redner/in", wenn jemand gestor-ben ist, ohne in der Kirche zu sein. Manchmal fragen sie nach, ob in einem solchen Fall auch eine christliche Beerdigung möglich ist. Wir versuchen einen Weg, der seelsorgerlich ist, aber auch ehrlich:

 

Menschen, die gestorben sind, können wir nicht mehr befragen, wir können nur das akzeptieren, was sie zu Lebzeiten geäußert haben, nämlich: Dass sie nicht Mitglied der christlichen Kirche sind. Insofern möchten wir sie auch nicht - evtl. gegen ihren Willen - beerdigen.

Auf der anderen Seite ist es unser Auftrag, Menschen zu begleiten, die Angehörigen zu trösten.

 

Wenn eine christliche Begleitungin einem solchen Fall gewünscht wird, verläuft sie in etwa so:

 

Die Grablegung wird auf dem Friedhof wie üblich durch den Bestatter durchgeführt. Pastor oder Pastorin können dabei stehen, leiten aber nicht die Zeremonie, weil sie den/die Verstorbene/n nicht - evtl. gegen den eigenen Willen - christlich beerdigen möchten. Das ist eine Frage der Ehrlichkeit.

 

Die Trauerfeier aber kann in der Kapelle wie üblich verlaufen: mit Liedern, Gebeten, Bibeltexten, Lebenslauf, Ansprache...- Hier geht es um den Trost der Familie/Gemeinde. Das ist eine Frage der Seelsorge.

 

Bei Fragen bitte bei Pastor Detlef Beneke melden.