„Ich liebe dich!“ - Dieser Satz kann viel bedeuten: Mit 15 Jahren habe ich ihn gesagt, weil ich dieses Kribbeln im Bauch hatte. Im Rückblick denke ich: Die echte tiefe Liebe war das noch nicht. Nur ein Teil davon. Ich war verliebt.

Dass zu einer guten Beziehung, auch Vertrauen gehört, war auch klar. Bei man-chen Menschen empfindet man sehr tiefes Vertrauen. Man geht unkompliziert miteinander um. Man ist vielleicht ähnlich geprägt und hat ähnliche Ziele. Das zu erleben ist sehr schön und auch wichtig. Auch ein Ausdruck von Liebe.

Dann sagte jemand: „Wer glücklich werden will, soll nicht heiraten. Wer glücklich machen will, der kann heiraten. Mir fiel auf, dass mein „Lieben“ doch auch egoistisch sein kann. „Liebe“ ich zuerst, um selbst etwas davon zu haben? Liebe ich wirklich sie oder nur etwas an ihr?

Mehrere Menschen erzählten, sie seien einfach so in die Ehe „gerutscht“, ohne sich klar zu machen, was genau Liebe ist. Und mehrere Paare habe ich bewundert: Da sitzen sie vor mir. Er hat ein schweres Augenleiden, ist so oft operiert worden. Und jetzt auch noch Krebs. Und sie, früher hatte sie mit Depressionen zu kämpfen, jetzt sitzt sie im Rollstuhl. Beide haben sie trotz allem sehr viel geschafft! Für sich, ihre Familie und auch sehr viel Gutes für ihr Dorf getan! So gebrechlich sie vor mir sitzen, so glücklich sind sie doch! Und haben eine solche Ausstrahlung auf mich! Gemeinsam alt geworden. Jetzt Goldene Hochzeit. Manchmal beten sie zusammen. Sie lieben sich! Mit mehr Erfahrung!

 

Liebe ist Erotik, Liebe ist Freundschaft und Liebe ist Hingabe, Fürsorge, Verantwortung ... ein Tun, das nicht so sehr davon abhängt, ob man selbst gerade verliebt oder ob der andere gerade attraktiv ist...

Wenn zwei Menschen sich lieben, erleben sie beides:

-das eine, was man selbst machen und entscheiden kann

-das andere, was über einen kommt, was geschenkt wird.

 

Dass man sich verliebt… dass man von Eltern, Freunden oder sonst wem liebevoll geprägt wurde… dass die Wege des anderen Menschen den eigenen gerade so kreuzen… dass der Partner/die Partnerin auch so fühlt und will…- das können wir nicht „machen“, das ist ein Geschenkt.

Dass wir offen sind … dass wir Kontakt aufnehmen…dass wir Zeit miteinander verbringen…dass wir dem anderen Menschen Gutes tun…dass wir heiraten oder nicht - das können wir „machen“, dazu können wir uns entscheiden. Vielleicht kann man auch sagen, das „wächst“ wie ein Baum, das „reift“ wie eine Frucht.

Die Frage, ob man heiratet oder nicht, hat also zunächst mit der Frage zu tun: Ist diese Liebe  in uns gereift? Und wollen wir?